Systemtheorie:

Ein kurzer Ausflug in die System-Welt

Eine kurzer Abriss zu den theoretischen Grundannahmen, denen wir bei unserer Arbeit folgen – für alle, die einen Faible für die Auseinandersetzung mit trockener Theorie haben.

Unternehmen sind komplexe Systeme

Das Freischwimmer-Prinzip  basiert auf der systemtheoretischen Grundannahme, dass wirksame Veränderungen in Unternehmen nicht geplant und nicht erzwungen werden können. Ein Unternehmen ist ein komplexes, kontingentes System. Das bedeutet, dass jedes Unternehmen seinen eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und dass diese nicht einfach von außen veränderbar sind. An diesem Umstand scheitern unserer Meinung nach viele Versuche, erfolgreiche Vorgehensweisen bzw. sogenannte “Best Practices” von Start-ups oder erfolgreichen Unternehmen zu adaptieren.

Durch Irritation Veränderung provozieren

Wir sind davon überzeugt, dass der wirksamste Weg, Unternehmen zu verändern, darin besteht, sie zu “irritieren” (so der Fachausdruck in der Systemtheorie nach Niklas Luhmann), d. h. Rahmenbedingungen zu verändern und die Organisation dadurch zu zwingen, sich anzupassen. Wie eine Organisation diese Irritation verarbeitet, hängt von ihren Mustern und Gesetzmäßigkeiten ab, die sich mit der Zeit gebildet haben. Deshalb ist der erste Schritt zu wirksamen Veränderungen in einem Unternehmen, diese Muster, deren Summe wir als Unternehmenskultur bezeichnen, in der Tiefe zu verstehen.

Der Organisation die eigene Unternehmenskultur zu spiegeln und aufzuzeigen, welche hilfreichen und schädlichen Muster das Unternehmen dominieren, ist der erste Schritt, um “verkrustete” Strukturen aufzubrechen. Im nächsten Schritt kann unterschieden werden, welche Faktoren im Unternehmen direkt veränderbar sind (z. B. Arbeitszeitmodelle, Organigramme, Prozessanweisungen) und welche nicht bzw. nur mittelbar beeinflussbar sind (z. B. Werte, Verhalten, Art der Zusammenarbeit). Das schafft Transparenz darüber, welche Probleme im Unternehmen zu lösen sind und welche Hebel und Stellschrauben dafür genutzt werden können.

Entsprechend dieser theoretischen Grundannahme sehen wir die Ursachen für Hindernisse in der Wertschöpfungskette oder für mangelnde Innovationsfähigkeit von Unternehmen hauptsächlich im System und nicht in den individuellen Menschen. Oder wie William Edwards Deming, Pionier der prozessorientierten Unternehmensbetrachtung, es ausdrückte: “94% of the problems in business are system-driven and only 6% are people-driven.” Den Nutzen von Maßnahmen, die bei der Weiterentwicklung einzelner Menschen ansetzen, wie z. B. Kommunikations-Trainings oder Führungskräfte-Entwicklung, negieren wir nicht. Wir glauben aber, dass die Arbeit am System einen deutlich größeren Hebel zur erfolgreichen Weiterentwicklung von Unternehmen bietet.

Lese-Empfehlungen

Allen, die sich tiefergehender mit Systemtheorie im Kontext der Organisationsentwicklung beschäftigen möchten, empfehlen wir diesen wirklich guten Artikel von Mark Poppenborg: Systemtheorie – Wieso sie für moderne Unternehmensführung unverzichtbar ist

Und den wirklich Interessierten dieses Buch „Luhmann leicht gemacht“ von Margot Berghaus

2019-06-05T08:23:44+00:00